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Netz mit bertovello für den Fang von aole“

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wir das Register der Verstorbenen in der
Pfarrkirche von Torri durch, finden wir unter
dem Datum vom 7.Juli 1747 einen gewissen Gian
Maria Gozzer, Einwohner einer der nördlichen
Ansiedlungen des Ortes, „interfectus“,
umgebracht in einem Kampf zwischen Fischern
aus Torri und Anwohnern der
Küste von Brescia;
es ging um die Kontrolle
der Ufer (Fischrechte). An
diese Ufer die von der
Küste in den See 2-5m reichen, mit einer
Tiefe von bis zu 2m – kommen in den Monaten
Juni und Juli die Fischschwärme der „alborelle“
(aole) zum Laichen; einst waren diese Fische
zusammen mit den Sardinen die Grundnahrung der
Küstenbevölkerung. Die übliche Fangtechnik
für alborellen war in jener Zeit relativ
einfach, man brauchte keine großen Ausgaben für
die Netze: es genügten Streifen von alten
Bettlaken, an denen man oben ganz
dicht Korkenstücke anbrachte und unten
sie mit Bleigewichten (piombe)
beschwerte; an das Netz (tele) wurden
sogenannte (bertovello/bartabel), eine
Art Reuse angebracht, in denen sich
die Fische fingen. Normalerweise fanden
im April die Versteigerungen
statt, bei denen die Küstenabschnitte an die
Konkurenten verteilt wurden – meistens waren
es Bauern, die für zwei Monate im Jahr
Fischer wurden – Ende Mai gingen dann die
berechtigten Fischer zum Strand, um mit
Aufmerksamkeit das Wasser zu beobachten, in
der Hoffnung Spuren von dem sogenannten „pisarela
de aole“, einem kleinen Fischschwarm, der
unterwegs war, um die Laichplätze
auszumachen, zu entdecken. An den Tagen vor
dem Fischfang gingen die Bauern – Fischer
zum Ufer, um es von Ästen und großen Steinen
zu befreien und die Ufersteinchen gerade
zu schaufeln, was sogar manchmal mit
einem Pflug, gezogen von einem Maulesel,
geschah; (diese Arbeit nannte man „laorar la
riva“) ; es war wichtig, dass das Ufer schön
sauber (bela neta) war, um die Fangkapazität
zu erhöhen. Wenn die Dämmerung eintrat,
kamen die großen Schwärme der „aole“ in
Küstennähe und schwammen am Grund über den
Kieselsteinen im flachen Wasser.; dann stieg
ein Fischer in das Wasser und begann das Netz
hinunterzulassen, indem er die Fische damit
einkreiste; währenddessen, wurde das Netz von
einem anderen Fischer am untersten Ende mit
Steinen beschwert, um zu verhindern, dass die
Strömung und die Wellen es hochtreiben.
Nachdem das Netz halbkreisförmig unten und
beschwert war, wurde der „bertovello“
(Reuse) hinuntergelassen. Nachdem diese
Aufgabe getan war, musste man auf den
Sonnenaufgang warten. Im Morgengrauen, nach
der nächtlichen Paarung, versuchte der
Fischschwarm in den See zurückzuschwimmen,
was ihm nicht gelang, da er in der Reuse
gefangen war. Jetzt mussten die Fischer nur noch
die Falle
hochziehen; die Fische wurden dann in
Salzlake eingelegt, um die sogenannten „aole
sale“ zu bekommen; wurden sie mehrere Tage
getrocknet, bekam man die sogenannten „aole
seche“; diese getrockneten Fische wurden von
der Bergbevölkerung sehr geschätzt, weil es
ein Essen war, welches in Leinensäcken
für lange Zeit haltbar war. Die letzten
Fangnetze wurden 1999 in Castelletto benutzt;
es gibt sie nicht mehr, da zum einen die
Fischer zu alt zum Fischen sind, zum anderen
der Bestand der Fische in den letzten Jahren
stark abgenommen hat.
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